Das Märchen vom letzten Wort des Volkes

In einem Interview im Tagesanzeiger vom 19.1.2011 wird das liechtensteinische Demokratiemärchen einmal mehr strapaziert. Das Fürstenhaus wird nicht müde, ständig davon zu reden, dass in Liechtenstein das Volk das letzte Wort habe.

Prinz Philipp von Liechtenstein hat seine Hausaufgaben gelernt. Auf die Frage, ob er anderen Ländern zur konstitutionellen Monarchie raten würde, meinte er: » ….dass wir verhältnismässig gut gefahren sind. Ein grosser Vorteil ist die Kleinheit des Landes, es ist sehr transparent. Wie in der Schweiz ist der Bürger der Souverän: Er hat das letzte Wort, wenn er will.»

Erstens ist bei uns nicht alles so transparent, wie behauptet wird. Wir denken z. B. an die wöchentlichen Sitzungen zwischen Regierung und Fürstenhaus, aus denen kein Laut nach aussen dringen darf. Und zweitens hat das Volk nicht das letzte Wort. Auch dann nicht, wenn es das will. Dafür sorgt die fürstliche Verfassung aus dem Jahre 2003.

Nur weil in beinahe jedem Interview mit dem Fürstenhaus das letzte Wort des Volkes so beschworen wird, ändert das nichts an den Fakten. Solange wir gutes Wetter haben, tangiert das viele von uns nicht. Man muss nicht Schwarzseher sein, um zu realisieren, was bei einem Klimawandel zwischen Fürst und Volk los sein wird.

Dann wird sich rächen, dass wir Grundrechte einer Demokratie einfach so aufgegeben haben.